Der Opernkomponist / I
Sarema – Es war einmal – Der Traumgörge

„Lebendig müssen die Träume werden.”
„Der Traumgörge”

Neben dem Lied war die Oper die Gattung, in der sich Zemlinsky am meisten zu Hause fühlte. Inklusive der späten, in der Partiturskizze fertig gestellten Oper „Der König Kandaules” hat er acht Opern vollendet. Im Grunde war Zemlinsky sein ganzes Leben lang auf der Suche nach Opernstoffen. Neben den vollendeten Werken zeugen neun, unterschiedlich weit gediehene Fragmente und die Hinweise auf die Lektüre zahlloser potentieller Opernstoffe von der permanenten Beschäftigung mit der Gattung.

Seine erste Oper „Sarema” schrieb Zemlinsky nach dem dramatischen Gedicht „Die Rose vom Kaukasus” von Rudolf Gottschall, das Textbuch verfasste mutmaßlich sein Vater, vielleicht aber auch er selbst. „Sarema”entstand 1894/95 und wurde 1897 mit dem vom Bayerischen Prinzregenten gestifteten Luitpold-Preis ausgezeichnet. Wenn stilistisch auch noch recht befangen, zeigt die Oper doch schon beachtliches dramatisches Talent. 1897 bekundete sogar Gustav Mahler, der frisch gekürte Direktor der Wiener Hofoper, Interesse an Zemlinskys Erstling. Dieser bot ihm jedoch ein neues Werk an, von dem bereits erste Szenen existierten: „Es war einmal”, eine Oper auf einen Text von Maximilian Singer nach einer Märchenkomödie von Holger Drachmann, in der sich Motive des Turandot Märchens und Shakespeares „Der Widerspenstigen Zähmung” verbinden. Mahler nahm die Oper an und führte sie im Januar 1900 an der Hofoper auf – eines der wichtigsten Ereignisse in der Karriere des jungen Zemlinsky.

Mit Mahler war auch die Geschichte von Zemlinskys dritter Oper „Der Traumgörge”  (1904–06) verknüpft, in der er erneut einen Märchenstoff vertonte (Text: Leo Feld). Auch diese hatte Mahler für die Saison 1907/08 zur Uraufführung angenommen. Er demissionierte jedoch noch vor der Premiere von der Hofoper, und sein Nachfolger Felix Weingartner strich das bereits fertig probierte Werk umstandslos aus seinen Planungen. Erst 1980 wurde „Der Traumgörge”, der in Kreisen der Wiener Schule hoch geschätzt wurde, in Nürnberg uraufgeführt. Zemlinsky litt sehr unter dem Schicksal einer seiner persönlichsten Schöpfungen. Noch im hohen Alter soll er, als er sie am Klavier durchspielte, gesagt haben: „Es ist gut”.