Sein Leben sein Werk
Alexander Zemlinsky

Alexander Zemlinsky - Sein Leben - Sein Werk

Eine Dokumentation des Alexander Zemlinsky Fonds bei
der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Bösendorferstr. 12, 1010 Wien.
Die Bilder der Ausstellung sind nicht vollständig im Internet abgbildet!

 

Biographie

  • 1

    Wien 1871–1882

    Kindheit in der Leopoldstadt „Sehr dumm war und ist keiner von uns – siehe: Alex!” Zemlinsky über seine Familie

  • 2

    Wien 1884-1892

    Ausbildung und erste Kompositionen „Sieht überall Talent heraus” Johannes Brahms

  • 3

    Wien 1895-1911

    Wege in der Hauptstadt der Musik „Sein Lob kann nicht laut genug verkündet werden.” Paul Stefan

  • 4

    Wien 1895-1911 II

    Komponist und Dirigent in der Heimat „Alles wär schön auf der Welt – wenn’s keine Operetten gäbe.” Zemlinsky, 1902

  • 5

    Prag 1911-1927

    Der musikalische Direktor „Prag kann stolz auf ihn sein.” Franz Schreker

  • 6

    Prag 1911-1927 II

    Jahre der Meisterschaft „Er stammt aus dem Innersten der Musik” Franz Werfel

  • 7

    Berlin 1927-1933

    An der Kroll-Oper „Zemlinsky ist ganz große Klasse!” Kurt Weill

  • 8

    Wien 1933-1938

    Exil in der Heimatstadt „Bin ich kein Wiener? Nicht einer der echtesten in jeder Beziehung?” Zemlinsky

  • 9

    Wien/Prag/NY 1938

    Exodus aus Wien „Ich komme mit dir.” Zemlinsky zu seiner zur Flucht entschlossenen Frau, 1938

  • 10

    New York 1938-1942

    Die letzten Jahre „Hier möchte ich nicht einmal begraben sein.” Zemlinsky, 1939

Biographie

Alexander Zemlinsky

1871-1942

Alexander Zemlinsky gehört zu den Komponisten, die keinen „großen” Namen haben, aber trotzdem zu den Großen ihrer Zeit gehören. Seine Werke haben die Geschichte der Musik nicht verändert, sind aber authentisches Zeugnis ihrer stürmischen Entwicklungen zwischen 1890 und 1940. Zemlinsky steht zwischen den Zeiten und Stilen, in diesem „Zwischen” aber hat er eine reiche und unverwechselbare musikalische Sprache gefunden. Persönlichkeit und Werk sind Ausdruck einer der faszinierendsten Epochen der Kunst in Europa.

Zemlinsky wurde 1871 in Wien geboren und wuchs dort in der vom jüdischen Leben geprägten Leopoldstadt auf. Früh zeigte sich seine musikalische Begabung, sodass seine Eltern den knapp 13-Jährigen beim Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde anmeldeten. Hier studierte Zemlinsky bis 1892 und schrieb seine ersten, noch dem Vorbild und Förderer Johannes Brahms verpflichteten eigenen Werke. Nach dem Studium gelang es Zemlinsky bald, sich durch persönliche Kontakte und das Engagement in zahlreichen Institutionen und Vereinen eine gewisse Stellung im pulsierenden Wiener Musikleben zu verschaffen. Menschlich und künstlerisch besonders bedeutsam waren in diesen Jahren die Begegnungen mit Arnold Schönberg und Alma Schindler, der späteren Frau Gustav Mahlers. Schönberg, den er kurzzeitig in Tonsatz unterrichtete und dem er seit 1906 auch als Schwager verbunden war, sollte Zemlinskys wichtigster Freund und künstlerischer Partner werden. Mit seiner Schülerin Alma Schindler hatte er eine ebenso intensive wie unglückliche Liebesaffäre, die erst durch ihre Begegnung mit Mahler ein Ende fand.

Nach 1900 festigte Zemlinsky seine Position als musikalische Leitfigur in Wien, und zwar als Komponist und als Dirigent. Den ganz großen Durchbruch schaffte er jedoch nicht. 1900–1904 war Zemlinsky Kapellmeister am Carl-Theater und am Theater an der Wien, wo er ausschließlich Operetten aufzuführen hatte. Das große Repertoire konnte er erst ab 1904 als Kapellmeister an der Volksoper und für eine Saison auch an der Hofoper dirigieren. Das Musiktheater stand nun auch im Zentrum seiner kompositorischen Arbeit: Bis 1910 schrieb Zemlinsky vier Opern, die auf sehr verschiedene Weise sein untrügliches Gespür für die Gattung unter Beweis stellen.


1911 ging Zemlinsky nach Prag und wirkte dort bis 1927 als musikalischer Direktor des Deutschen Landestheaters. Hier konnte er die größten Erfolge als Dirigent feiern. Vor allem durch seine Mozart- und Wagner-Dirigate, aber auch durch Aufführungen der Werke Mahlers und Schönbergs wurde sein Name zum Synonym eines natürlichen, geistvollen und der Musik dienenden Musizierens. Sein Posten ließ Zemlinsky nur wenig Zeit zum Komponieren. Doch Werke wie das 2. Streichquartett, die „Lyrische Sinfonie“ und die beiden Opern-Einakter nach Oscar Wilde zählen zu den Höhepunkten seines Schaffens. 1927 wechselte Zemlinsky als Kapellmeister an die Berliner Kroll-Oper. Bis zu deren Schließung konnte er hier einige Produktionen leiten, die auch durch ihre Bühnenästhetik Aufsehen erregten, stand jedoch im Schatten jüngerer Dirigenten wie Otto Klemperer, Georg Szell und Erich Kleiber. 1931 nahm er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule an, doch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem 1933 erlassenen Beschäftigungsverbot für Juden im Staatsdienst musste er seine Stellung kündigen.

Mit seiner zweiten Frau Louise (seine erste Frau Ida war 1929 gestorben) kehrte er in seine Heimatstadt zurück, die ihm nun zum Exil wurde Im zunehmend unter politischen Einfluss gelangenden Wiener Kulturleben konnte Zemlinsky nicht mehr Fuß fassen. Doch hatte er nun mehr Zeit zum Komponieren. Es entstand ein vielgestaltiges Spätwerk, in dessen Zentrum die Oper „Der König Kandaules“ stand. Ab 1938 ließen die Zustände in Wien eine kontinuierliche Arbeit nicht mehr zu, und nach dem Einmarsch Hitlers plante die Familie die Flucht. Im Herbst 1938 verließ sie Wien und floh nach New York. Die neue Welt erreichte Zemlinsky als gebrochener Mann. Auch seine neue Oper musste er aufgeben und komponierte nur noch wenige Gelegenheitswerke. Nach mehreren Schlaganfällen starb Zemlinsky am 15. 3. 1942 in seinem Haus in Larchmont bei New York.

Nach seinem Tod wurde es für mehrere Jahrzehnte still um Zemlinskys Musik. Erst in den 70er Jahren kam es durch die Aufführung und Einspielung seiner zentralen Werke sowie die Aufarbeitung seiner Biografie zur Renaissance eines Komponisten, dessen Musik auf unvergleichliche Weise die Tendenzen eines halben Jahrhunderts in sich vereint. Die Phase der Wiederentdeckung kann mit der Hamburger Uraufführung von „Der König Kandaules” 1996 als abgeschlossen gelten. Die Öffentlichkeit hat die Musik eines Komponisten wieder, von dem Schönberg 1949 sagte: ”Ich habe immer fest daran geglaubt, dass er ein großer Komponist war, und ich glaube noch immer daran. Möglicherweise wird seine Zeit früher kommen, als man denkt.

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