Alma Mahler, Fotografie um 1920. Auch viele Jahre nach ihrer Liebesbeziehung löste die Begegnung oder Kommunikation mit Alma Mahler besondere Gefühle in ihm aus. Als sich Alma 1917 negativ über Zemlinskys Oper „Eine florentinische Tragödie” äußerte, reagierte er mit einem seiner rhetorisch brillantesten Briefe voller Schärfe und Emotion.
Sein Leben sein Werk
Alexander Zemlinsky - Sein Leben - Sein Werk
Eine Dokumentation des Alexander Zemlinsky Fonds bei
der Gesellschaft der Musikfreunde in Wien, Bösendorferstr. 12, 1010 Wien.
Die Bilder der Ausstellung sind nicht vollständig im Internet abgbildet!
Biographie
-
1
Wien 1871–1882Kindheit in der Leopoldstadt „Sehr dumm war und ist keiner von uns – siehe: Alex!” Zemlinsky über seine Familie
-
2
Wien 1884-1892Ausbildung und erste Kompositionen „Sieht überall Talent heraus” Johannes Brahms
-
3
Wien 1895-1911Wege in der Hauptstadt der Musik „Sein Lob kann nicht laut genug verkündet werden.” Paul Stefan
-
4
Wien 1895-1911 IIKomponist und Dirigent in der Heimat „Alles wär schön auf der Welt – wenn’s keine Operetten gäbe.” Zemlinsky, 1902
-
5
Prag 1911-1927Der musikalische Direktor „Prag kann stolz auf ihn sein.” Franz Schreker
-
6
Prag 1911-1927 IIJahre der Meisterschaft „Er stammt aus dem Innersten der Musik” Franz Werfel
-
7
Berlin 1927-1933An der Kroll-Oper „Zemlinsky ist ganz große Klasse!” Kurt Weill
-
8
Wien 1933-1938Exil in der Heimatstadt „Bin ich kein Wiener? Nicht einer der echtesten in jeder Beziehung?” Zemlinsky
-
9
Wien/Prag/NY 1938Exodus aus Wien „Ich komme mit dir.” Zemlinsky zu seiner zur Flucht entschlossenen Frau, 1938
-
10
New York 1938-1942Die letzten Jahre „Hier möchte ich nicht einmal begraben sein.” Zemlinsky, 1939
Biographie
Alexander Zemlinsky
1871-1942
Alexander Zemlinsky gehört zu den Komponisten, die keinen „großen” Namen haben, aber trotzdem zu den Großen ihrer Zeit gehören. Seine Werke haben die Geschichte der Musik nicht verändert, sind aber authentisches Zeugnis ihrer stürmischen Entwicklungen zwischen 1890 und 1940. Zemlinsky steht zwischen den Zeiten und Stilen, in diesem „Zwischen” aber hat er eine reiche und unverwechselbare musikalische Sprache gefunden. Persönlichkeit und Werk sind Ausdruck einer der faszinierendsten Epochen der Kunst in Europa.
Zemlinsky wurde 1871 in Wien geboren und wuchs dort in der vom jüdischen Leben geprägten Leopoldstadt auf. Früh zeigte sich seine musikalische Begabung, sodass seine Eltern den knapp 13-Jährigen beim Konservatorium der Gesellschaft der Musikfreunde anmeldeten. Hier studierte Zemlinsky bis 1892 und schrieb seine ersten, noch dem Vorbild und Förderer Johannes Brahms verpflichteten eigenen Werke. Nach dem Studium gelang es Zemlinsky bald, sich durch persönliche Kontakte und das Engagement in zahlreichen Institutionen und Vereinen eine gewisse Stellung im pulsierenden Wiener Musikleben zu verschaffen. Menschlich und künstlerisch besonders bedeutsam waren in diesen Jahren die Begegnungen mit Arnold Schönberg und Alma Schindler, der späteren Frau Gustav Mahlers. Schönberg, den er kurzzeitig in Tonsatz unterrichtete und dem er seit 1906 auch als Schwager verbunden war, sollte Zemlinskys wichtigster Freund und künstlerischer Partner werden. Mit seiner Schülerin Alma Schindler hatte er eine ebenso intensive wie unglückliche Liebesaffäre, die erst durch ihre Begegnung mit Mahler ein Ende fand.
Nach 1900 festigte Zemlinsky seine Position als musikalische Leitfigur in Wien, und zwar als Komponist und als Dirigent. Den ganz großen Durchbruch schaffte er jedoch nicht. 1900–1904 war Zemlinsky Kapellmeister am Carl-Theater und am Theater an der Wien, wo er ausschließlich Operetten aufzuführen hatte. Das große Repertoire konnte er erst ab 1904 als Kapellmeister an der Volksoper und für eine Saison auch an der Hofoper dirigieren. Das Musiktheater stand nun auch im Zentrum seiner kompositorischen Arbeit: Bis 1910 schrieb Zemlinsky vier Opern, die auf sehr verschiedene Weise sein untrügliches Gespür für die Gattung unter Beweis stellen.
1911 ging Zemlinsky nach Prag und wirkte dort bis 1927 als musikalischer Direktor des Deutschen Landestheaters. Hier konnte er die größten Erfolge als Dirigent feiern. Vor allem durch seine Mozart- und Wagner-Dirigate, aber auch durch Aufführungen der Werke Mahlers und Schönbergs wurde sein Name zum Synonym eines natürlichen, geistvollen und der Musik dienenden Musizierens. Sein Posten ließ Zemlinsky nur wenig Zeit zum Komponieren. Doch Werke wie das 2. Streichquartett, die „Lyrische Sinfonie“ und die beiden Opern-Einakter nach Oscar Wilde zählen zu den Höhepunkten seines Schaffens. 1927 wechselte Zemlinsky als Kapellmeister an die Berliner Kroll-Oper. Bis zu deren Schließung konnte er hier einige Produktionen leiten, die auch durch ihre Bühnenästhetik Aufsehen erregten, stand jedoch im Schatten jüngerer Dirigenten wie Otto Klemperer, Georg Szell und Erich Kleiber. 1931 nahm er einen Lehrauftrag an der Musikhochschule an, doch nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten und dem 1933 erlassenen Beschäftigungsverbot für Juden im Staatsdienst musste er seine Stellung kündigen.
Mit seiner zweiten Frau Louise (seine erste Frau Ida war 1929 gestorben) kehrte er in seine Heimatstadt zurück, die ihm nun zum Exil wurde Im zunehmend unter politischen Einfluss gelangenden Wiener Kulturleben konnte Zemlinsky nicht mehr Fuß fassen. Doch hatte er nun mehr Zeit zum Komponieren. Es entstand ein vielgestaltiges Spätwerk, in dessen Zentrum die Oper „Der König Kandaules“ stand. Ab 1938 ließen die Zustände in Wien eine kontinuierliche Arbeit nicht mehr zu, und nach dem Einmarsch Hitlers plante die Familie die Flucht. Im Herbst 1938 verließ sie Wien und floh nach New York. Die neue Welt erreichte Zemlinsky als gebrochener Mann. Auch seine neue Oper musste er aufgeben und komponierte nur noch wenige Gelegenheitswerke. Nach mehreren Schlaganfällen starb Zemlinsky am 15. 3. 1942 in seinem Haus in Larchmont bei New York.
Nach seinem Tod wurde es für mehrere Jahrzehnte still um Zemlinskys Musik. Erst in den 70er Jahren kam es durch die Aufführung und Einspielung seiner zentralen Werke sowie die Aufarbeitung seiner Biografie zur Renaissance eines Komponisten, dessen Musik auf unvergleichliche Weise die Tendenzen eines halben Jahrhunderts in sich vereint. Die Phase der Wiederentdeckung kann mit der Hamburger Uraufführung von „Der König Kandaules” 1996 als abgeschlossen gelten. Die Öffentlichkeit hat die Musik eines Komponisten wieder, von dem Schönberg 1949 sagte: ”Ich habe immer fest daran geglaubt, dass er ein großer Komponist war, und ich glaube noch immer daran. Möglicherweise wird seine Zeit früher kommen, als man denkt.
Beziehungen
Alexander Zemlinsky, Seite aus dem Manuskript des Klavierauszugs zur Kantate „Frühlingsbegräbnis” für Sopran, Bariton, Chor und Orchester (Text: Paul Heyse). Zemlinsky komponierte sie 1896, vollendete die Instrumentation aber erst nach Brahms' Tod im April 1897. Auf dem Titelblatt ist vermerkt: „dem Andenken Johannes Brahms' gewidmet”. Bei der Uraufführung sah Alma Schindler zum ersten Mal Zemlinsky, der die Kantate selbst dirigierte.
Schönberg und Zemlinsky,
Fotografie von Otto Schlosser, Prag 1912
Programmzettel 31. März 1913, Großer Musikvereinssaal, Wien. Das Konzert ist als "Skandalkonzert" in die Geschichte eingegangen: Nach heftigen Tumulten zwischen Befürwortern und Gegnern der Musik musste es noch vor der letzten Programmnummer abgebrochen werden. Zum ersten Mal hat bei diesem Konzert Schönberg für eine Aufführung eines Werkes von Zemlinsky gesorgt.
Brief Zemlinskys an Schönberg, Prag, Dezember 1916. Der Brief ist eine Antwort auf eine Geschenkadresse, die Schönberg ihm auf die Partitur seines „Pierrot lunaire” geschrieben hat. „Liebster Freund, du hast mir eine große Freude mit Deiner Partitur gemacht. Und die Inschrift ist fein u. sehr sehr wahr! Dabei dachte ich mir auch, daß wir ,Besseren' das Schicksal des Mondsüchtigen teilen: Haben wir uns von der Erde – von den Andern – entfernt, erhoben, dem Mond zu, dem Unirdischen zu, so werden wir doch schliesslich von der Erde wieder ,angerufen' u. zerschmettern in der Tiefe. Ich meine den Konflikt: Streben nach hohem Unirdischen auf der einen Seite, auf der andern: das Hohe auf der Erde suchen, verankert sein mit allem Irdischen. [...]”